Bereits seit über 200 Jahren versenden Menschen Ansichtskarten. Mit diesen gratulierten sie ihren Liebsten, Verwandten und Bekannten zum Geburtstag, wünschten frohe Weihnachten, sendeten Grüße aus fernen Ländern und zeigten mit ein paar Zeilen, dass sie an sie denken.
Früher verging kein Urlaub, ohne dass man den Daheimgebliebenen eine Ansichtskarte vom Urlaubsort oder von Sehenswürdigkeiten mit einer persönlichen Botschaft zukommen ließ. Heute sind Ansichtskarten vergleichsweise rückläufig. Stattdessen wird die moderne Kommunikation über WhatsApp oder E-Mail genutzt. Alte Postkarten haben jedoch für Bewunderer und Sammler einen hohen Wert. Denn die thematische Bandbreite von alten Ansichtskarten ist immens. Einst gab es Ansichtskarten in nahezu jedem Geschäft oder Buchladen.
Die ersten alten Ansichtskarten
Die „Petite Poste“, ein Stadtpostunternehmen in Paris, erlaubte bereits um 1770 den Versand von Karten mit für jeden lesbare Mitteilungen. Dies ist auch aus Wien von der privat geführten „kleinen Post“ etwa um 1784 bekannt. In Archiven aus beiden Städten sind jedoch solche Karten nicht zweifelsfrei bestätigt. Denn es existieren davon bis heute keine Exemplare.
Mit der Einführung der Briefmarke 1840 in England wurde bald darauf eine handbemalte Karte versendet. Bei einer Auktion 2002 soll genau diese Karte ungefähr 35.350 Euro erzielt haben. Etwa 1866 wurden auch in Deutschland bebilderte Postkarten verschickt. Die sogenannte „Korrespondenz-Karte“ wurde im Jahr 1870 eingeführt. Sie galt hauptsächlich während den Kriegen als wichtiges Kommunikationsobjekt. Später gewann sie zunehmend an Bedeutung für den schriftlichen Austausch mit der Familie oder mit Freunden.
Obwohl es anfangs Bedenken gab, Nachrichten öffentlich zu verschicken, überwogen jedoch die Vorteile der günstigen und praktischen Beförderung. Bereits ab 1875 war der Postkartenversand auch in andere Länder und später in die ganze Welt möglich. Zu Beginn waren die Karten relativ einfach gestaltet und bisweilen vom Absender selbst. Mit der Zeit entstanden auch Karten mit vorgedruckten Grafiken, welche dann die eigentlichen Ansichtskarten waren. Bereits ab 1896 gab es Druckverfahren, die es erlaubten Ansichtskarten kostengünstig herzustellen. Dazu gehörte auch das Lichtdruckverfahren, bei dem sich Fotografien abdrucken ließen.
Alte Ansichtskarten – mehr als nur ein Steckenpferd
Philokartie nennt man das Sammeln von Postkarten, hierunter befinden sich sehr häufig Ansichtskarten. Geschichtsträchtige Ansichtskarten gehören neben dem Sammeln von Briefmarken und Münzen zum drittbeliebten Sammlerhobby. Neben dem Motiv ist auch das Geschriebene von Bedeutung. Denn dieses zeigt viel über die Sprache, die Themen und das Sozialleben von Schreiber und Adressat. Für den Sammler liegt der Reiz neben dem Motiv der historischen Karte auch im Geschriebenen. Der Schreiber drückt seine Denkweise aus, sodass der Sammler Zeitzeuge längst vergangener Zeiten wird. Diese können den Wert einer Ansichtskarte enorm steigern.
Alte Karten vermitteln häufig Szenen aus dem Alltag einer Familie. Vom Familienporträts über das eigene Haus bis hin zu verschiedenen Posen findet sich vieles in den Karten wieder. Mit verschiedenen Abbildungen von Orten oder landschaftlichen Gebieten lassen sich umfangreiche Sammlungen anlegen, mit denen sich beispielsweise die Geschichte etwa eines Ortes nachvollziehen lässt.
Obendrein sind historische Karten auch wertvolle Dokumente, die auf ihre Art der Zeit entsprechend gestaltet sind. Sie sind Zeitzeugen und aus historischer Sicht von unschätzbarem Wert. Alte Postkarten und Bildmotive haben eine eigene Geschichte und dürfen nicht in Vergessenheit geraten. Die Bildseite der meisten alten Karten ziert ein Motiv, welches Landkarten, Landschaftsaufnahmen, Bildnisse oder auch nur Schriftzüge und weiteres sein können.
Speziell in den 60er-Jahren verstärkte sich das Sammeln von alten Ansichtskarten. Viele Sammler wollten mit dem Sammeln alter Karten nicht nur einen Blick in die Vergangenheit werfen, sondern sie konzentrierten sich damit vorrangig auf die eigene Heimat.
Ansichtskarten — ein beliebtes Sammlerobjekt
Wer sich dem Hobby das Sammeln historischer Postkarten verschrieben hat, sollte beim Erwerb auf den Zustand der Karten achten. Sehr gut erhaltene alte Ansichtskarten besitzen einen Poststempel und nur wenig Gebrauchsspuren. Der Poststempel gibt meist Aufschluss über das Alter der Karte. Historische Karten im guten Zustand sind das Glanzlicht einer Sammlung. Zerknickte alte Postkarten sind nahezu wertlos, darum sollte ein Sammler eine besonders rührselige Verbindung zu einem Motiv haben, um eine solche Karte zu kaufen. Ausnahmen bilden hier jedoch alte Ansichtskarten, die sehr selten sind.
Neben dem Zustand der Postkarte ist auch die Herstellungsart wichtig. Hochwertige Lithografien oder handgefertigte und künstlerische Ansichtskarten sind um ein Vielfaches wertvoller als Karten aus einer Massenproduktion. Reproduktionen und schlecht gedruckte Zeichnungen sind häufig wertlos und sollten nicht als Sammlerobjekt erworben werden.
Historische Ansichtskarten vor 1900 haben einen besonders hohen Wert für Sammler. Auch Karten mit einem historischen Rahmen können exorbitante Summen erzielen. Als Beispiel sind etwa Ansichtskarten von der Jungfernfahrt der Titanic zu nennen. Auch Ansichtskarten von renommierten Persönlichkeiten geschrieben, sind mit Geld nicht aufzuwiegen.
Sind Ansichtskarten von einem berühmten Künstler gemalt, wird sich dies ebenfalls im Wert niederschlagen. Handelt es sich auf der Karte um historische Motive mit geschichtlicher Beweiskraft, wird sie ebenso für manchen Sammler von großem Wert sein.
Zu den beliebtesten Motiven von Ansichtskarten gehören Eisenbahnen, Zeppeline und Dampfschiffe um 1900. In diesem Zeitraum wurden auch erotische Motive auf Postkarten gebannt. Auch hier hat bereits die Zusammenarbeit zwischen Fotografen und Models perfekt harmoniert, wie auf verschieden Karten zu sehen ist. Weitere beliebte Motive sind:
- Darstellungen von Szenen
- Seltene Feiertage und Jubiläen
- Gebäuden und Landschaften
- Historische Entwicklung eines Ortes
- Familienporträts
- Persönlichkeiten
- Handgemalte Bilder von namhaften Künstlern
- Technische Innovationen wie die Anfänge des Autos
- Militär und Krieg
- Feldpost
- Soldatenbilder
- Lithographien vor 1900
- Postkarten mit seltenen Stempeln
- Fotokarten mit niedrigen Auflagen
- Karten aus aller Welt
Kostbare Raritäten
Postkarten von wichtigen Ereignissen, von denen nur wenige Exemplare existieren, sind Gold wert. Jedoch hängt der Wert sekundär von mehreren Faktoren ab. So gelten beispielsweise Karten aus Kriegszeiten als beliebtes Sammlerobjekt. Dazu gehören neben Feldpost-Karten auch solche mit verschiedenen Propaganda-Symbolen. Selbstverständlich wird hier ebenfalls ein einwandfreier Zustand vorausgesetzt. Gesucht sind auch Künstlerpostkarten des Bauhauses oder von der Wiener Werkstätte. Als Raritäten gelten historische Ansichtskarten mit einem seltenen Motiv. Je weniger davon vorliegen, desto begehrter und wertvoller sind sie.
Die wertvollsten Ansichtskarten der Welt
Als teuerste und älteste Postkarte der Welt wurde von einem Londoner Auktionshaus eine aus 1840 stammende Karte für etwa 50.000 Euro verkauft. Die humoristische Karte ist handgemalt und mit der britischen Penny Black Briefmarke aus dem Jahr 1840 beklebt. Davor hielt eine Ansichtskarte von der Titanic mit 20.000 britischen Pfund den Rekord. Imposante Preise erzielten auch eine Feldpostkarte vom Boxerkrieg und eine Bauhaus-Karte des Malers Paul Klee.
Besonders wertvoll ist eine über 100-jährige Ansichtskarte, gemalt von Pablo Picasso und verschickt an seinen Dichterfreund Apollinaire. Leider bekam dieser die Karte nie zu Gesicht. Das Motiv ist ein Blick auf die Stadt Pau in Süd-Frankreich. Die Karte ist mit 05. September 1918 datiert. Diese Seltenheit wechselte für sage und schreiben 166.000 Euro seinen Besitzer.
Frühzeitliche Ansichtskarten — Geschenke mit Wert
Historische Geschenke kommen besonders bei Sammlern gut an. Sie bereiten noch nach Jahrzehnten viel Freude. In der Regel sind es Unikate, die es so kein zweites Mal gibt. Bisweilen wecken auch alte Postkarten Erinnerungen an vergangene Zeiten und Ereignisse. Historische Ansichtskarten lassen sich zu vielen Anlässen verschenken. So kann man mit zeitgeschichtlichen Geschenken den Beschenkten an bestimmte Geschehnisse erinnern.
Speziell für Sammler macht das Alter von Ansichtskarten nicht den Wert alleine aus. Für viele bestimmt auch das Motiv die Nachfrage und den Preis. Denn bei den meisten Hobbysammlern steht das Kartenmotiv im Fokus. Dies sollte man beim Verschenken von alten Karten beachten.
Historische Bilder von Bildagenturen
Heutzutage gibt es eine Reihe von historischen Bildagenturen, die historische Postkarten anbieten. Die historische Bildagentur ist spezialisiert auf geschichtliche Motive. In deren Postkarten Archiv findet man alte Postkarten ab dem 19. Jahrhundert. Spezialisierte Agenturen bieten sogar zahlreiche Motive professioneller Fotografen an, die sonst nur in Museen und privaten Sammlungen zu finden sind. Hier gibt es zig Bilder von Originalen, die liebevoll digitalisiert werden. Historische Bilder werden nicht nur von Freunden alter Motive gesucht. Sie sind nützlich für Publikationen, Veranstaltungen oder für Werbezwecke. Historische Fotos eigenen sich zudem perfekt für Vintage-Projekte. Achtung!: Bei vielen geschichtlichen Bildern besteht das Urheberrecht trotz des Alters fort.